Zwischen den Jahren 1972 und 1977 schickte die NASA vier Raumsonden, Pioneer 10 und 11 sowie Voyager 1 und 2, auf einen Weg, der sie an den äußeren Planten unseres Sonnensystems vorbei in den interstellaren Raum führt. Diese Sonden sind die ersten und bisher einzigen von Menschen gefertigte Objekte außerhalb unseres Sonnensystems. Den interstellaren Raum erreichte Voyager 1 – wie Voyager 2 im Jahr 1977 gestartet, aber schneller unterwegs als die Pioneer-Sonden – 2012; Voyager 2 in anderer Richtung unterwegs folgte 2015. Seither entfernen sich beide Sonden weiter von unserem Planetensystem. Mit konstanter Geschwindigkeit von etwa 61.000 km/h.
Die NASA-Missionen erhielten höchste mediale Aufmerksamkeit, weil die Raumsonden als unsere Botschafter im All verstanden wurden. Die Pioneer-Sonden tragen eine Plakette, die Außerirdischen zeigen soll, wie Menschen aussehen und wo sich unsere Heimat im All befindet. Umfangreicher sind die Informationen, die die Voyager-Sonden in ihrem Inneren tragen. Der Voyager Golden Record, ein aus Kupfer gefertigter und mit Gold überzogener Datenträger, der die gespeicherten Informationen über 500 Millionen Jahre sicher aufbewahren soll, enthält 115 ausgewählte Bilder und Tonaufnahmen. Ein Team von Wissenschaftlern stellte die Medien zusammen, um Außerirdischen ein Bild von Erde und Menschheit zu übermitteln. Listen wurden geführt, diskutiert, kritisiert, geordnet. Es wurde gestritten, ob Menschen nackt oder bekleidet gezeigt werden sollten, welche Kulturleistungen präsentiert werden sollen, wie Völker außerhalb der USA zu berücksichtigen seien, ob es die Außerirdischen etwas anginge, wie wir uns fortpflanzten. Listen wurden geführt, diskutiert, kritisiert, verworfen. Machte Beethoven, Bach oder Mozart mehr Eindruck? Oder Dylan oder Bowie? Einige wollten kein negatives Bild der Menschheit persistieren – sollten Kriege gezeigt werden? – andere ein möglichst objektives. Walgesänge oder Vogelstimmen? Listen wurden geführt, diskutiert und umsortiert, bis die endgültige – immer noch aufgeregt kritisierte – Auswahl feststand, von dem, was man außerirdischen Intelligenzen von uns zeigen wollte.
Bei all den Diskussionen, wie sich die Menschheit den Außerirdischen präsentieren sollte, stand nie im Fokus, dass wir schon längst – und ohne, dass dabei je die Wirkung auf extraterrestrische Lebenwesen bedacht wurde – Informationen über uns im Weltall verbreiteten.
Für einen Teil des Spektrums der Fernseh- und Radiowellen ist die Atmosphäre durchlässig; ein weiterer Teil der Wellen wird nach Reflexion ins Weltall abgestrahlt. In alle Richtungen – nicht nur in zwei wie die Voyager-Sonden – weg von der Erde bewegen sie sich mit der Geschwindigkeit von Licht. Nach all den Jahrzehnten, die die Raumsonden im All unterwegs sind, eilen ihnen noch immer die Fernsehwellen des gestrigen Tages voraus.
Bis zum nächsten Planeten werden die Sonden wenigstens 170.000 Jahre unterwegs sein. In dieser Zeit werden sich unsere Radio- und Fernsehwellen bereits über die gesamte Milchstraße ausgebreitet haben. Das erste (und mit großer Wahrscheinlichkeit das einzige), was Lebewesen auf anderen Planeten je von uns sehen werden, sind unsere Fernsehsendungen.
Unsere Fernsehsendungen können jetzt bereits auf etwa 2.000 Planetensystemen empfangen werden.
The Big Bang Theory hat längst Alpha Centauri erreicht.
Twin Peaks hat Sirius erreicht.
Dallas und Denver haben Wega passiert.
Sesamstraße und die Maus erklären unsere Welt den Planeten, die den 45 Lichtjahre entfernten 10 Tauri umkreisen.
Alle Nachrichtensendungen, alle Wetterberichte, alle Quiz-Fragen, die Talkshows, Krimis, Thriller und Liebesfilme, jede Sex-Szene, jedes Happyend, die Fausthiebe, Messerstiche und Schüsse, jeder Waffengebrauch, alles Spät-Nacht-Gelaber, alle Talentsucher, alle Werbesendungen, alle Höhepunkte der Fernsehgeschichte
sind unterwegs mit der Geschwindigkeit von Licht. sind unterwegs mit der Geschwindigkeit von Licht.