In Calais gibt es einen Parkplatz in der Nähe von Stadtzentrum und Fährhafen. Abends parken dort Autos, deren Insassen aussteigen, um sich am Kiosk etwas zum Essen oder Zigaretten zu holen, um ein paar Worte mit anderen Parkplatzbesuchern zu wechseln, sich ein wenig die Füße zu vertreten, mit Blick auf das Meer ans Auto zu lehnen. Im Großen und Ganzen aber sitzen sie in ihren Autos: Cliquen von Jugendlichen in zwei oder drei benachbarten Wagen mit heruntergelassenen Fenstern, so dass sich die Musik aus den Autoradios über den Parkplatz mischt, Verliebte, Einsame mit einem Buch oder einer Zeitung. Alle Autos sind ausgerichtet zur Küste. Auf den Windschutzscheiben spiegeln sich Strahlen der untergehenden Sonne im Meer. Meist sind ein oder zwei große Fährschiffe auf dem Weg von oder nach Dover auf dem Wasser zu sehen, immer von Möwen umschwirrt; manchmal erlaubt das Wetter den Blick über den Kanal.
Ich war jeweils nur für eine Nacht in Calais und nahm am nächsten Morgen die Fähre nach Dover. Und auch an der englischen Küste sitzen so manche in Autos und schauen aufs Meer. Auf Parkplätzen in Dover, Hastings und Bournemouth, an wenig befahrenen Küstenstraßen, an Strandzufahrten, an Klippen: überall stehen die Autos vereinzelt oder auch dicht nebeneinander, besetzt nicht nur mit den obligatorischen Liebespaaren und nicht nur am Abend. Anzugträger verspeisen Sandwiches im Auto, Zeitungsjungen sortieren ihre Werbung auf dem Beifahrersitz, eine Fahrgemeinschaft genießt für fünf Minuten die Aussicht, zwei Freundinnen im Gespräch vertieft, jemand mit Kopfhörern ausgestreckt auf dem zurückgelehnten Sitz. Und alle schauen aufs Meer.
Kein Krieg nur alte Geschichten. Das Bild von den Menschen in parkenden Autos, die aufs Meer hinaus schauen, hat schon für sich allein genommen eine friedliche Ausstrahlung. Das Wissen, dass zeitgleich Hunderte oder Tausende weit verteilt in ihren parkenden Autos sitzen, reden, Radio hören und ihr Blick über Ländergrenzen geht, vervielfacht diese Ausstrahlung. Zum Synonym für Frieden wurde das Bild für mich durch eine weitere Gemeinsamkeit entlang der Küsten an beiden Seiten des Kanals. Es sind die Betonkadaver aus dem 2. Weltkrieg. Die Reste des Atlantikwalls in Frankreich, den Niederlanden, Dänemark und Deutschland und verwitterte Bunker in England. Gigantische Überbleibsel der Verteidigungs- und Angriffsanlagen, die wie gestrandete Wale an ausgedehnten Stränden oder in Dünenlandschaften herumliegen. Bruchstücke, deren Beton eine erstaunlich lange Zeit der Verwitterung, dem Ordnungswillen oder dem Platzbedarf der Städte standhielten. Nutzlos, nur ein wenig Erinnerung aufrecht erhaltend. In ihrer Nutzlosigkeit und in der Unvorstellbarkeit, dass sie einst von Nutzen waren oder zumindest sein sollten, machen sie die Kostbarkeit der Alternativen deutlich. Es ist weitgehend friedlich in Europa. Es gibt eine Verbundenheit, es gibt Gemeinsamkeiten, es gibt Möglichkeiten, es gibt Wege und Straßen.
In Calais gibt es einen Parkplatz in der Nähe von Stadtzentrum und Fährhafen. Abends parken dort Autos, deren Insassen aussteigen, um sich am Kiosk etwas zum Essen oder Zigaretten zu holen, um ein paar Worte mit anderen Parkplatzbesuchern zu wechseln, sich ein wenig die Füße zu vertreten, mit Blick auf das Meer ans Auto zu lehnen. Im Großen und Ganzen aber sitzen sie in ihren Autos: Cliquen von Jugendlichen in zwei oder drei benachbarten Wagen mit heruntergelassenen Fenstern, so dass sich die Musik aus den Autoradios über den Parkplatz mischt, Verliebte, Einsame mit einem Buch oder einer Zeitung. Alle Autos sind ausgerichtet zur Küste. Auf den Windschutzscheiben spiegeln sich Strahlen der untergehenden Sonne im Meer. Meist sind ein oder zwei große Fährschiffe auf dem Weg von oder nach Dover auf dem Wasser zu sehen, immer von Möwen umschwirrt; manchmal erlaubt das Wetter den Blick über den Kanal.
Ich war jeweils nur für eine Nacht in Calais und nahm am nächsten Morgen die Fähre nach Dover. Und auch an der englischen Küste sitzen so manche in Autos und schauen aufs Meer. Auf Parkplätzen in Dover, Hastings und Bournemouth, an wenig befahrenen Küstenstraßen, an Strandzufahrten, an Klippen: überall stehen die Autos vereinzelt oder auch dicht nebeneinander, besetzt nicht nur mit den obligatorischen Liebespaaren und nicht nur am Abend. Anzugträger verspeisen Sandwiches im Auto, Zeitungsjungen sortieren ihre Werbung auf dem Beifahrersitz, eine Fahrgemeinschaft genießt für fünf Minuten die Aussicht, zwei Freundinnen im Gespräch vertieft, jemand mit Kopfhörern ausgestreckt auf dem zurückgelehnten Sitz. Und alle schauen aufs Meer.
Kein Krieg nur alte Geschichten. Das Bild von den Menschen in parkenden Autos, die aufs Meer hinaus schauen, hat schon für sich allein genommen eine friedliche Ausstrahlung. Das Wissen, dass zeitgleich Hunderte oder Tausende weit verteilt in ihren parkenden Autos sitzen, reden, Radio hören und ihr Blick über Ländergrenzen geht, vervielfacht diese Ausstrahlung. Zum Synonym für Frieden wurde das Bild für mich durch eine weitere Gemeinsamkeit entlang der Küsten an beiden Seiten des Kanals. Es sind die Betonkadaver aus dem 2. Weltkrieg. Die Reste des Atlantikwalls in Frankreich, den Niederlanden, Dänemark und Deutschland und verwitterte Bunker in England. Gigantische Überbleibsel der Verteidigungs- und Angriffsanlagen, die wie gestrandete Wale an ausgedehnten Stränden oder in Dünenlandschaften herumliegen. Bruchstücke, deren Beton eine erstaunlich lange Zeit der Verwitterung, dem Ordnungswillen oder dem Platzbedarf der Städte standhielten. Nutzlos, nur ein wenig Erinnerung aufrecht erhaltend. In ihrer Nutzlosigkeit und in der Unvorstellbarkeit, dass sie einst von Nutzen waren oder zumindest sein sollten, machen sie die Kostbarkeit der Alternativen deutlich. Es ist weitgehend friedlich in Europa. Es gibt eine Verbundenheit, es gibt Gemeinsamkeiten, es gibt Möglichkeiten, es gibt Wege und Straßen.