Vierhunderttausend Jahre.
Auf ein Alter von 300.000 bis 400.000 Jahre werden die Schöninger
Speere geschätzt. Es sind die ältesten erhaltenen Waffen, mit
denen Menschen auf Großwildjagd gingen.
Der Fund der Speere erstaunte die Wissenschaftler, weil sich
daraus ein Entwicklungsstand des Menschen ableitet, von dem sie
zuvor angenommen hatten, dass er erst 100 bis 200 Tausend Jahre
später erreicht worden war. Die Forschung geht davon aus, dass die
Herstellung der Speere und die erfolgreiche Jagd mit diesen nur
möglich war im Zusammenspiel mit einer entwickelten Sprache und in
einem Sozialgefüge, welches das Teilen der Beute und das Einhalten
von Absprachen belohnte.
Seither sind unsere Werkzeuge komplexer und komplexer geworden:
Amboss, Pflug, Flaschenzüge, Handfeuerwaffen, verschiedenste Arten
von Sprengstoffen, Webstuhl, Buchdruck, Dampfmaschinen,
Elektrizität, Telegraphie, Computer und Internet.
Und mit den Erfindungen werden auch Sprache und Sozialgefüge
komplexer und komplizierter.
Gab es einst zwei Möglichkeiten der Angst zu begegnen: Flucht oder
Angriff. Und der Speer des Jägers war das einzige wirksame
Werkzeug zum Angriff. So überschwemmen uns heute die
Möglichkeiten. Und die Vielzahl der Waffen: Handschlag, Telefon,
E-Mail, Facebook und Twitter, eidesstattliche Erklärung,
Rechtsbehelfsbelehrung, Aussageverweigerung, Einspruchsverfahren,
Abgabenordnung, Rechtstitel, Abmahnung, Pfändung und
Zwangsvollstreckung, Formmangel, Beurkundung, Grundbucheintrag,
Derivate, Anzeigenkampagnen und Zeugenschutzprogramme.
Und der Jäger wird unsicherer und verwirrter.